Back to top
30 05 | '15

Das Skizzenbuch - Tipps und Anregungen

Wir alle reden vom Skizzenbuch und denken, dass wir alle dasselbe meinen. Ich habe mehrere Skizzenbücher. Eins zum Rumkritzeln und um Konzepte und Ideen auszuprobieren, um Texte zu schreiben. Eins, bei dem es mich nicht reut, wenn eine Seite mit Unsinn vollgekritzelt ist. Und dann hab ich ein geheimes Skizzenbuch. Das ist nur für mich und da dürfen nur speziell ausgewählte Personen rein schauen, manchmal nicht mal die. Weil ich da nicht nur mit Techniken experimentiere, sondern die Inhalte oftmals sehr persönlich sind oder Sachen, die mir peinlich sind, die mir unangenehm sind. Es ist ein kleiner, privater Raum und schon allein das Gefühl, dass diese Bilder kein Lob und keine Kritik ernten werden, gibt mir die Freiheit, alles auszuprobieren. Und wenn ich wieder mal das Gefühl habe, dass ich nur fürs Studium arbeite, dann gestalte ich in dem Buch eine Seite und spüre: nein, ich tue das ganz allein für mich.

Welche Funktionen kann also ein Skizzenbuch erfüllen?

  • Ein Ort zum Rumkritzeln von Ideen sein - diese Skizzen sind dann vielleicht nur noch knapp lesbar und nicht besonders ästhetisch, können aber auch ausgearbeiteter sein
  • Ein Ort zum Ausprobieren von Techniken - in diesem Fall können der Inhalt und vielleicht auch das Motiv eine untergeordnete Rolle spielen
  • Ein Ort zum Üben - beispielsweise, um Leute im Zug abzuzeichnen
  • Ein Ort für geheime, persönliche Zeichnungen, die nicht jede/r zu sehen bekommen soll

 

Je nach Persönlichkeit kann ein unterschiedliches Skizzenbuch geeignet sein. Ich persönlich habe ein billiges Heftchen für meine Ideenskizzen. Hochwertiges Papier würde mich nur dabei hemmen, die Seiten vollzukritzeln. Mein wertvolleres Buch ist ein selbst gebundenes. Da kommen nicht nur etwas hochwertigere Papiere zum Einsatz, sondern auch ganz unterschiedliches - dazu gehören auch Teile von Bedienungsanleitungen, buntes Papier, beiges und hellweisses. Normalerweise mache ich dazu eine schnelle Klebebindung und die nicht einmal sehr professionell. So kann es passieren, dass ich hin und wieder eine Seite im Nachhinein nochmals festkleben muss, weil sie rauszufallen droht. Aber dafür geht es schnell (ca. 30min).

Ich hatte auch einmal mit einer Mappe mit losen Blättern gearbeitet, weil es mich ärgerte, dass manche Projekte dann auf mehreren Seiten im ganzen Buch verstreut sind. Für spontane Zeichenaktionen fand ich das dann aber etwas unpraktisch.

Wer nicht gerne schleppt, nimmt mehrere dünne Bücher. Allerdings zeichnet eine Kollegin von mir sehr gerne gross und hat dann fast ein A3-Skizzenbuch und macht darin tolle Zeichnungen. Wer ein Engegefühl im Brustkorb bekommt, wenn weniger als dreissig Seiten im Skizzenbuch sind, nimmt ein dickeres Buch.

Wer gerne Leute abzeichnet, ohne dass diese etwas merken, bevorzugt vielleicht ein kleineres Buch. Grosse Bücher ziehen neugierige Blicke auf sich. Und spätestens wenn alle Mitreisenden im Zug die zu zeichnende Person angestarrt haben à la "wie lange dauert es, bis sie es merkt", fällt es auch der Person selbst auf. Ertappt!

Schlussendlich sollte ein Skizzenbuch wie ein gemütliches Zuhause sein. Und hin und wieder sollte man auch ein Experiment wagen - einfach, damit sich die Routine nicht einschleift.