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01 12 | '14

Skizze vor Umsetzung?

In letzter Zeit fällt mir immer wieder auf, dass wir im Studium dazu angehalten werden, uns zunächst auf Skizzen zu beschränken und erst danach zur Umsetzung zu schreiten. Das kommt vermutlich daher, dass man als Anfänger gerne mal die erste Idee gleich umsetzt und bei der Umsetzung so viel Zeit verbraucht, dass er oder sie gar nichts Anderes mehr ausprobieren kann.

Ich persönlich denke sehr viel mit meinen Händen. Mein Schreibtisch gleicht manchmal einem Mülleimer, aber plötzlich eignet sich die Schablone vom letzten Projekt geradezu perfekt für das aktuelle. Oder ein Faden hängt zufällig herum, ich nehme ihn in die Finger und probiere, was man damit machen könnte. Auf solche Ideen kommt man nicht beim Skizzieren mit Fineliner - oder zumindest viel seltener.

Abgesehen davon fällt mir der Sprung von der Skizze zur Umsetzung viel schwerer, als wenn ich ein paar Arbeitsproben mache und sich eine davon plötzlich als das endgültige Werk herausstellt.

Natürlich klingt das so schön - wir haben einen wunderbaren Entwurfsprozess, der sich kontrollieren lässt. Erst Skizze, dann mit den Techniken experimentieren, dann umsetzen. Aber aus meiner Sicht ist es etwas engstirnig, wenn man dies als einzig mögliche Variante zulässt. Viele meiner Ideen beziehen auch verschiedene Materialien mit ein (kopierte Geldnoten, Faden, verschiedene Papiersorten, Gips).

Dasselbe betrifft ein bestimmtes Format. Ich hasse es, in kleine rechteckige Kästchen hinein zu skizzieren. Das fühlt sich an, als würde ich selbst in einem kleinen rechteckigen Kasten sitzen, in dem ich mich nicht vor und nicht zurück bewegen kann. Lieber probiere, skizziere und bastle ich frei herum und setze die Zeichnung erst später ins Format. Das führt manchmal zu Problemen, aber wir sind ja schliesslich kreativ, also können wir auch so etwas lösen, nicht wahr? ;-)

Das Fazit des Tages wäre wohl: es gibt so viele Kreativprozesse, wie es Menschen gibt.

 

Update: nach den ersten Aufträgen bin ich froh, diesen Prozess dennoch gelernt zu haben. Arbeitet man unter Zeit- und Gelddruck, ist man froh, möglichst effizient zu einem Resultat zu gelangen. Kunst ist dann nochmals ein anderes Thema.