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18 04 | '16

Unterwegs in einer Seifenblase

Ein Tag vor der Zwischenpräsentation fühle ich mich wie ein Eichhörnchen auf LSD. Das liegt aber nicht nur an der Präsentation, sondern auch an dem Projekt. Ein bisschen ist es wie beim Gänseblümchen-Rupfen, wenn man verliebt ist: der Film wird toll, der Film wird scheisse, der Film wird toll, der Film wird scheisse. Und am Schluss hat man ein kaputtes Gänseblümchen, aber immer noch keine Gewissheit. "Dafür ist die morgige Zwischenpräsentation ja da", würde dann wohl einer sagen. "Da gibt es harte Fakten!" Die wirds morgen tatsächlich geben und das ist auch gut so, aber manchmal möchte man sich halt doch noch ein Weilchen mit der eigenen Seifenblase über die Dünenlandschaft schweben und sich einbilden, ein Genie zu sein. Letztes Jahr haben wir als Übung einen Zeitungsartikel illustriert, in dem es darum ging, dass ein leichter Narzissmus die Kreativität fördern kann. Mit Betonung auf "leicht" - wer nur noch in der Seifenblase schwebt, entwickelt sich wahrscheinlich nicht wirklich weiter.

Seit dem ersten Jahr hat sich das Verhältnis zwischen Seifenblase und Fallhöhe langsam etwas verändert. Früher war die Seifenblase erdkugelgross und die Fallhöhe hätte wohl dem Cran Canyon alle Ehre gereicht. Das tut dann schon ziemlich weh - auch wenn es nicht so tödlich ist, wie es sich in dem Moment vielleicht anfühlt. Inzwischen sind es meistens so ein paar Meter. Gibt blaue Flecken, aber die gehen schnell wieder weg.

Und in einem wahnsinnig kitschigen Disney-Film sagt die Trainerin zu ihrer Eiskunstlauf-Schülerin vor dem Wettkampf: "Go under the bubble." Das gilt für uns umso mehr - wenn der böse Zensor ständig über die Schulter guckt, der noch fiesere Kritiker ständig dazwischen quatscht, dann ist irgendwann tote Hose. Es braucht diese Seifenblase, um etwas zustande zu kriegen. Und es ist auch nötig, dass man die Seifenblase zwischendurch mal verlässt, um sich wieder an der Realität zu orienteren. Also - lasset uns schweben und die Aussicht geniessen, auf dass der Sturz aus nicht zu grosser Höhe erfolgen möge.