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29 04 | '16

Unterwegs in einer Seifenblase 8

Es ist sehr einfach, sich im administrativen zu verlieren und sich vor der eigentlichen Arbeit zu drücken. Das habe ich gestern gemerkt. Gut, es muss hin und wieder auch sein, aber es darf nicht ausarten. So habe ich gestern zum Beispiel auf einem grossen Blatt mal die nächsten Wochen aufgezeichnet und alle Daten eingetragen. Normalerweise mache ich das im Computer, aber mir fehlt da der Überblick, weil man immer nur einen Ausschnitt sieht. Back to the roots ist manchmal besser.

Dass ich ein Storyboard des Films zeichne, habe ich jetzt endgültig verworfen. Ich habe es gestern noch probiert und gemerkt: das dauert ewig. Jetzt gibt es ein Text-Script, das sehr genau beschreibt, was in welcher Phase zu sehen sein wird. Damit laufe ich natürlich ein Stück weit Gefahr, dass etwas als Text funktioniert, als Bild hinterher aber nicht mehr. Deshalb habe ich mich bemüht, keine Erklärungen hinein zu schreiben. Also nicht "A fühlt sich verletzt" - denn das muss in ein Bild übersetzt werden.

Weshalb ich kein Storyboard zeichne? Erstens weiss ich jetzt noch nicht, aus welcher Perspektive Szene xyz gezeigt werden wird. Es fällt mir wesentlich leichter, mit der Kamera herumzufahren und den passenden Ausschnitt zu wählen, als mir das alles im Kopf vorstellen zu müssen. Zumal das Grundgerüst der Kulisse ja schon steht. Zum zweiten zeichne ich nicht gerne hundert Mal dasselbe Motiv, nur um inhaltlich etwas zu erklären - mal abgesehen davon, dass meine Skizzen teilweise so unleserlich sind, dass ich bei einer Besprechung dann trotzdem wieder erklären muss, was man da auf dem Bild sieht. Und zum dritten lasse ich mich gerne überraschen - mit der Kamera herumzufahren kann neue ungewöhnliche Perspektiven zeigen, an die ich nie gedacht hätte (da es mir auch an Erfahrungswissen fehlt). Ein Storyboard ist da sehr kontrolliert. Andererseits ist es nicht so, dass ich nicht schon ein paar Bilder im Kopf hätte, was aus welcher Perspektive aufgenommen werden könnte.

Gleichzeitig bin ich weiter am Kulissenbau dran. Es gibt da noch gewisse Konstruktions-Probleme und von der Ästhetik her muss sich auch noch einiges tun. Aber die Grundstruktur ist da, die Elemente sind da, jetzt muss einfach alles weiter ausgearbeitet werden.

Was mir auch noch aufgefallen ist: ich habe angefangen, die Geschichte auf das Wesentliche zu reduzieren - dabei hab ich dann aber Aspekte weggelassen, die die Geschichte lebendig und verrückt machen und ohne die sie sehr viel langweiliger und braver daherkommen würde. Ich hab dann einiges wieder rein genommen, weil die Geschichte regelrecht verstümmelt worden war. Das ist ja auch beim Zeichnen oft das Problem - dass die Skizzen so lebendig wirken und dann das Endprodukt plötzlich steif und kontrolliert wirkt. Ein Mitstudent von mir hat sich deshalb angewöhnt, diese Skizzen-Phase so lange wie möglich beizubehalten. Ich finde das eine super Strategie und ein Stück weit ist es das, was ich mit dem Film ebenfalls mache - kein Storyboard, keine "Endproduktion", sondern alles ein wenig im Fluss zu halten. Ich kann ohnehin nicht jeden Aspekt kontrollieren, sehr vieles wird beim endgültigen Dreh erst auftauchen und ich werde dann halt spontan eine Lösung finden müssen. Was ich kontrollieren kann, ist eine solide Vorbereitung, möglichst viel zu konkretisieren, stabile Kulissen zu bauen, die nicht auseinander fallen und dann einfach loszulassen und zu hoffen, dass alles gut geht.