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20 08 | '16

Kontrast

Kontrast ist ein seltsames Ding. Ein hoher Kontrast heisst, das Bild wirkt lebendiger, stärker, kraftvoller. Der höchste Kontrast – das behaupte ich mal – findet zwischen schwarz und weiss statt. Und oft finde ich mich in Photoshop wieder, wie ich den Kontrast immer noch ein Stückchen höher schraube. Noch ein bisschen mehr Energie, noch ein bisschen mehr "Bamm!" 

Um dann am nächsten Morgen das Bild anzuschauen und zu denken: was zur Hölle habe ich mit dem Bild angestellt? Denn der hohe Kontrast, das Extreme, fordert einen Preis. Sämtliche Tiefe ist aus dem Bild verschwunden. Die subtilen Feinheiten, das Knistern, die Räumlichkeit, die Graustufen zwischen schwarz und weiss – alles weg. Vielleicht geht es ja darum, die Wahrnehmung zu schärfen – und nicht das Bild. Töne werden auf mp3 komprimiert, Bilder werden immer kontrastreicher, das Essen wird ebenfalls kontrastreicher (Stichwort Natriumglutamat). Das Problem ist: nach schwarz und weiss kommt nichts mehr. Es gibt nicht noch einen stärkeren Kontrast, es gibt nicht noch einen stärkeren Kick. Das Gehirn gewöhnt sich an alles. Und irgendwann gewöhnt man sich an den hohen Kontrast, es wird eintönig, langweilig. Und vielleicht freut man sich dann wieder auf die Bilder, welche man sich immer wieder anschauen und Neues darin entdecken kann.

Gestern durfte ich einem tollen Künstler über die Schulter schauen und durfte diese Lektion lernen.