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20 09 | '13

Project Day - die Kür

Wir hatten ja keine Ahnung. Das kann man tatsächlich so sagen. Am Morgen versammelten sich alle im S228 und wir wurden informiert, dass wir nun selbständig eine Ausstellung organisieren sollten. Der Clou: niemand sollte seine eigenen Werke ausstellen, sondern die von jemand anderem. Als ich hörte, dass eine Gruppe die ganze Sache mit Film, Ton, Text und Zeichnungen dokumentieren sollte, war ich Feuer und Flamme. Und so machte ich mich auf eine ganz unbekannte Reise. Als mich jemand als Gruppenleiterin vorschlug, sagte ich: "Ich kann das schon machen." Ich dachte, man muss ein bisschen gucken, dass die Sache läuft und kann sich dann um die eigenen Skizzen kümmern. Forget it! Es war für mich eine ganz neue Erfahrung, die Gruppe anzuleiten.

 

Ich habe versucht, eine systematische Planung in die Sache zu bringen. Wer mich ein bisschen kennt, weiss, dass ich und Systematik ungefähr so gut funktionieren wie Wasser und Öl, auch wenn ich in den letzten paar Jahren schon extrem dazu gelernt habe.

 

Zunächst lief alles glatt. Die Filmcrew sollte sich die Kameras besorgen, die Zeichencrew hatte sich schon mit Skizzenbüchern versorgt, unsere Schreiberin war schon fleissig dabei und die Fotografen holten ihre Kameras von zu Hause. Dann kam die erste SMS - alle Studierenden müssen ihre Gruppen in den zweiten Stock in den einen Raum dirigieren. Da fiel mir plötzlich auf, dass ich gar nicht von allen die Handynummer hatte. 

 

Also herumrennen und alle suchen. Dann wieder runter zur Gruppenleitersitzung. Monitor organisieren. Tisch organisieren. Herausfinden, wo die Ausstellungen überhaupt sind. Dann sollte ich mit der Apéro-Gruppe unsere Ausstellung koordinieren, die war aber telefonisch nie erreichbar. Zwischendurch mal eine halbe Stunde herumgehen und zeichnen (was ich eigentlich machen wollte). Der Film liess sich nicht von der Kamera auf den Computer laden, was dann am Schluss auch zu frustrierten Tränen führten. Bisschen Tröstarbeit leisten. Happy End: am Schluss hatten wir doch ein paar Videoclips, die wir zeigen konnten.

Und zu guter Letzt stand ich auch noch mit einem Mikrophon auf der Bühne und sprach über unsere Arbeit. Ich hatte gar keine Zeit nervös zu werden, dafür fielen meine Ausführungen aber etwas phantasielos aus. Ich hatte nicht mehr die Zeit und Energie, noch einen kleinen Vortrag zusammenzustellen.

Das Fazit: ich konnte heute in eine ungewohnte Rolle schlüpfen und verstehe jetzt jeden, der einen Führungsjob hat und am Ende des Tages total kaputt ist. "Bist du sauer?", fragte mich unsere Kamerafrau, weil die Sache mit dem Film schief gelaufen war. "Nein, wieso auch?", antwortete ich. Und stellte fest, dass ich mich an diesem Tag nicht ein einziges Mal wirklich geärgert oder unter Stress gefühlt hatte. Ich war innerlich aktiv und denkend, zwischendurch etwas zügig unterwegs, aber gleichzeitig auch ziemlich entspannt. Und das Beste: ich habe heute wohl mindestens zehn Kilos abgenommen, so wie ich ständig durch das Schulhaus gehastet bin.

Nur eines muss ich noch lernen: delegieren. Die Verantwortung zu tragen heisst nicht, alles selbst zu machen. 

Hier noch ein kleines Video mit einigen Eindrücken. Die Musik ist von hier. (Falls sich jemand auf dem Video wiederfindet und das nicht möchte - einfach melden.) Ach ja - und meinen müden Gesundheitszustand beim Erstellen des Videos berücksichtigen.