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21 10 | '13

Theoriemontag - Vorbilder

Ich habe in meiner Zeit an der Universität eine Abneigung gegen die Theorie entwickelt. Vermutlich, weil viele Theorien so wenig auf die Wirklichkeit anwendbar waren. Bis jetzt bin ich noch nicht begeistert von den theoretischen Ansätzen. Dafür habe ich die Künstlerwelt neu entdeckt. Ich bin mir immer noch nicht sicher, wo ich hin will. "Irgendwas mit Illustration" ist als Berufsbeschreibung immer noch zu vage. Und da hilft es sehr, wenn man sich viele KünstlerInnen anschaut, sich damit befasst, wie sie arbeiten und leben. Bin ich eine Cindy Sherman, die sich praktisch unter ihren Verkleidungen versteckt und gleichzeitig das Thema der Weiblichkeit sehr stark thematisiert? Bin ich ein Horst Janssen, der sich sehr stark mit sich selbst beschäftigt und sich nach aussen zeigt? Bin ich politisch? Bin ich gesellschaftskritisch? Bin ich Feministin? Will ich nicht doch lieber Geschichten erzählen? Hänge ich mich an die Realität oder lebe ich in meinem Kopf?

In gewisser Weise ist die Illustration auch ein Weg zu sich selbst. Ich wünschte, ich wüsste exakt, was ich gerne machen möchte. Statt dessen fange ich irgendetwas an und im Nachhinein sehe ich auf meine Zeichnungen und denke: "Aha, das interessiert mich offenbar." Oder ich blockiere, hab keine Lust mehr und denke: "Aha, offenbar interessiert mich das überhaupt nicht." Vielleicht ist auch meine Vorstellung falsch. Vielleicht ist es falsch, zu denken, dass man nur mit Nachdenken und Überlegen dann schon herausfindet, was man machen will. 

Ich sitze gerade im Zug und schaue hinaus. Draussen sind diese wunderschönen Fischreiher, die so wie Stäbe mitten in den Feldern stehen. Die Sonne scheint, aber am Horizont sehe ich diese tollen Wolkenformationen - ein blauer Himmel wäre todlangweilig dagegen. Vielleicht ist es ein bisschen wie in einer Geschichte. Man weiss nicht, wohin. Man probiert aus, scheitert immer wieder. Und irgendwie hofft man, dass am Ende doch ein Happy End dabei herauskommt. Ich habe in der Typographie viel gelernt. Bei meinem Angstgegner, dem Zeichnen, habe ich auch schon riesige Fortschritte gemacht. Entschleunigen. Intensiv beobachten. Und sich vor allem Zeit für das nehmen, was man liebt, statt sich von allem Anderen ablenken zu lassen. Vielleicht macht man sich manchmal einfach zu viele Gedanken, statt sich einfach von der Intuition leiten zu lassen.

Ha! Die Golfspieler mit ihren kleinen Wägelchen auf dem Platz. Vielelicht gehts gerade darum - nicht daran denken, dass man versagen könnte - denn dann schiesst man genau daneben. Statt dessen einfach Spass haben, mutig sein und sich hinein stürzen. Und wiederholen, wiederholen, wiederholen.

Damit beende ich meinen philosophischen Diskurs für heute und sehe mir dafür noch einmal ein paar Bilder von Cindy Sherman an.