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14 05 | '13

Tipps zur Aufnahmeprüfung für die Illustration (Updated)

Das Warten am vergangenen Freitag war lange. Sehr lange. Die örtliche Post hat sich erst gegen Mittag dazu bequemt, mir auch noch meinen Brief vorbeizubringen.

Als ich das Ergebnis sah, blieb mir die Spucke weg. Nach dem Gespräch war ich zu 97% sicher gewesen, dass die mich nicht aufnehmen würden. Ich war nervös und chaotisch wie nur etwas.

Die folgenden Bilder habe ich als Hausaufgabe zum Thema "Essen" eingereicht: http://regula-gerber.ch/node/53.

Um es ehrlich zu sagen: die Aufnahmeprüfung lief bei mir mehr als suboptimal ab. Das erste Bild hat zwei von drei Wochen Zeit in Anspruch genommen, das letzte Bild habe ich dann zwei Tage vor Abgabeschluss noch rasch fertig gestellt.

Ich hatte so tolle Mappen gebastelt mit aufgestickten Text-Zetteln. Am Abgabetag waren diese Textzettel noch nicht alle angenäht (das durfte mein Freund dann im Zug machen), ich musste aus Zeitmangel eine Mappe weglassen und bin bei der Sortierung durcheinander gekommen und die Blätter hatte ich hinten noch nicht wie gefordert beschriftet (was ich dann in Abgaberaum auf dem Fussboden noch rasch erledigt habe). Ich hätte den Zug beinahe verpasst und am Ende war ich total erledigt. 

Vielleicht helfen euch die folgenden Tipps ja, um ein solches Fiasko zu vermeiden:

Der Ablauf ging bei mir (Jahr 2013) folgendermassen:

  • Portfolio aus den bisherigen Zeichnungen zusammenstellen (ca. 6 Wochen)
  • Hausaufgabe (3 Wochen)
  • Gespräch (10min vorher 3 Arbeiten heraussuchen, diese dann präsentieren, Gesprächszeit drinnen ca. 40min)

 

Portfolio

  • Alles ausprobieren (Meine 3D-Lehrerin vom Vorkurs hat mir gesagt, ich solle viel zeichnen, bei jeder Gelegenheit und alle Techniken ausprobieren, die mir unter die Finger kommen. Das war ein super Tipp und es hat auch riesig viel Spass gemacht. Das kommt einem am Ende auch bei der Hausaufgabe zu Gute, wenn man schon ein Repertoire hat, aus dem man schöpfen kann.)
  • Skizzen unbedingt behalten und auch beilegen (Nicht nur das endgültige Werk ist wichtig, sondern auch der Weg, wie man dahin gekommen ist. Das gilt auch später für die mündliche Präsentation.)
  • Einen Portfoliokurs besuchen oder zumindest Feedback suchen (Es hilft einem extrem, wenn jemand mit einem die ganzen Arbeiten durchgeht und noch einmal beim Auswählen zur Seite steht. Diverse Portfiolios zu sehen hilft einem, das Eigene zu gestalten. Aber auch Fragen wie: "Wo sind meine Stärken? Wohin will ich später? Was zeichnet mich aus, wie kann ich hervorstechen? Was kann ich vielleicht nicht so gut, wo braucht es noch Arbeit?" muss einem vielleicht einmal jemand stellen, damit man sich das überlegt.)
  • Das Portfolio sollte zum Zeitpunkt der Hausaufgabe schon fertig sein.
  • Persönlichkeit zeigen. Deine Arbeiten sollten widerspiegeln, was dich interessiert, wie du denkst. Hast du bissige Karikaturen oder liebst du dunkle, unheimliche Comics? Schreibst du gerne Geschichten? Du kannst auch kurze Texte beilegen (ohne Garantie, dass sie tatsächlich gelesen werden). Wenn du digitale Arbeiten einreichen willst, behalte im Hinterkopf, dass die Leute, die deine Sachen bewerten, nicht viel Zeit haben. Einen USB-Stick werden sie nur an den Laptop stecken und anschauen, wenn du sie vorher mit Screenshots davon überzeugst, dass sie was ganz Spannendes vorfinden werden. Die Studierenden werden nach ganz unterschiedlichen Gesichtspunkten ausgewählt. Die eine ist technisch sehr gut und zeichnet wundervoll, der nächste kann gut Geschichten erzählen und wieder jemand anders macht super Grafik. "Manchmal ist es nur ein einziges Bild, das uns fasziniert und aufgrund dessen wir jemanden zum Gespräch einladen", hat mir mal jemand gesagt.

 

Hausaufgabe

  • Sich eine gute Zeiteinteilung überlegen (Drei Bilder für drei Wochen würde eigentich ein Bild pro Woche bedeuten. Ich bin die Sache völlig chaotisch angegangen. Das erste Bild hat bei mir zwei Wochen gedauert, die anderen beiden mussten sich dann die restliche Zeit noch teilen.)
  • Unbedingt das gesamte restliche Portfolio bereits fertig haben (Während der Hausaufgabe macht man am besten nichts mehr daran. Evtl. schon daran denken, dass man z.B. eine zusätzliche Verpackung für die Hausaufgabe herstellt, damit alles einheitlich daherkommt.)
  • Spass haben (Es gibt Zeitdruck, Leistungsdruck und Panik. Ein Freund hat mich zwischendurch wieder daran erinnert, dass ich an der Hausaufgabe trotz allem Spass haben sollte. Schliesslich ist es das, was ich liebe. Ich hab dann bei der nächsten Blockade gesagt: Scheiss drauf, ich mach jetzt einfach mal weiter mit etwas, das mir richtig Spass macht. Und daraus ist das erste Bild dann entstanden - ich finde, man merkt das auch. Zwischendurch hab ich auch mal irgendeinen witzigen Comic gezeichnet, der überhaupt nichts damit zu tun hatte - einfach, um mal wieder etwas ohne Leistungsdruck zu zeichnen.)
  • Mutig sein. Man muss etwas riskieren, um kreativ zu sein, finde ich. Man darf die Aufgabenstellung auch einmal etwas lockerer auslegen, solange man es begründen kann und das Ergebnis stimmt. Mut wird am Ende belohnt werden, da bin ich mir sicher.

 

Gespräch

  • Gute Vorbereitung (Man sollte nicht nur über den Beruf Bescheid wissen, sondern auch über sich selbst. Wo will man hin? Was gefällt einem, was nicht? Was ist die eigene Motivation? Ich war mir während des Gesprächs gar nicht sicher, ob mich diese politischen Karikaturen in der Zeitung reizen würden oder nicht. Aber so etwas ist auch okay und das darf man auch zugeben. Vieles erkennt man erst, nachdem man es ausprobiert hat. Nur "ich zeichne halt einfach gern" reicht als Information vermutlich nicht aus.)
  • Seine Lieblinge kennen (Sich überlegen, welche Zeichnungen aus dem Portfolio man am besten findet und sich am besten gleich mit überlegen, wie man den Prozess erzählen möchte. Die 10min vor dem Gespräch sind meistens zu kurz und man ist dann evtl. auch schon reichlich nervös.)
  • Sich nicht irritieren lassen, wenn kein Feedback kommt (Teilweise kam keine Reaktion, als ich meine Ideen erläuterte. Das kann ganz schön irritieren. Man muss sich in der Situation bewusst machen, dass kein Feedback nicht dasselbe ist wie negatives Feedback.)
  • Sich merken: die Prüfer sind nicht böse und gemein. Den Prüfern geht es darum, abzuschätzen, ob man die Motivation und die Fähigkeiten hat, ein dreijähriges Studium durchzustehen, das nicht nur Spass macht, sondern auch verdammt anstrengend sein kann. Sie wollen mit dir zusammen überlegen, ob du in diesem Studiengang richtig bist. Das ist wichtig, damit man sich hinterher nicht mit einem Studium abquälen muss, das einem nicht gefällt.
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