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23 04 | '16

Unterwegs in einer Seifenblase 5

Heute war der absolute Tiefpunkt. Meine Mentorin meinte, ich müsse notfalls meine bisherige Arbeit in die Tonne kicken, von vorne anfangen. Also haben wir nochmals angefangen. Drehbuch neu schreiben, Storyboard anfangen zu zeichnen, wieder umschreiben. Und immer kam das Feedback: funktioniert nicht, ist Klischee, ist nicht gut.

Bis ich mich schliesslich im Klo eingeschlossen und geheult habe. Ich sah wirklich meine Felle davon schwimmen - nochmals von vorne beginnen war ja möglich, auch in der kurzen Zeit noch, aber nicht, wenn jedes meiner Konzepte schlecht war und ich mit dem Film gar nicht erst anfangen konnte! Ich sah mich ohne Film dastehen, ohne irgendetwas, das einzige, was ich würde präsentieren können, wäre eine schwarze Ausstellungsbox, in der Dunkelheit herrscht.

Für so eine Situation sind Freunde da. Ein guter Freund hat mir dann gesagt: was hast du davon, wenn du versuchst, dich zu verbiegen? Dann hast du am Schluss zwar einen Film, der dir aber selber nicht gefällt. Er hatte Recht.

Mein bisheriger, eher experimenteller Ansatz war bisher nicht wirklich aufgegangen - deshalb hatte er auch so viel Kritik bekommen. Ich hatte das Grundkonzept völlig aus dem Bauch heraus gemacht, ohne nachzudenken. Weil das meine Art ist, zu arbeiten. Und trotzdem beschloss ich auf dem Heimweg: du verfolgst diesen Ansatz jetzt weiter und wenn es der schlechteste Film wird, den diese Welt je gesehen hat!

Nachdem ich gut ein paar Kilometer durch meine Wohnung auf und ab getigert bin und laut mit mir geredet habe, kam alles zusammen, ein Puzzleteilchen fügte sich ins andere. Es ist mir an diesem Punkt egal, wenn ich wieder höre, dass es nicht funktioniert - denn das hier ist für mich dermassen in sich stimmig, dass ich das auch gegen allen Rat umsetzen werde. Es verwendet die Grundelemente, die ich schon habe, setzt sie aber in eine Rahmenhandlung. Alles, was ich jetzt noch tun muss, ist die leeren Stellen mit Inhalt aufzufüllen. Es ist immer noch verdammt viel Arbeit, aber es scheint mir machbar. Und an diesem Punkt frage ich mich wie damals bei der Aufnahmeprüfung, wieso bei mir immer alles in einer Beinahe-Katastrophe enden muss! Das Thema gewechselt, zig Male das Konzept gewechselt, bis sich endlich alles in Wohlgefallen auslöst. Ich könnte es mir einfacher machen, einen sicheren Weg wählen, der definitiv funktionieren würde - das war mein erstes Konzept ja in dem Sinne. Aber ich schätze, das ist der ganze Spass an der Sache - der Nervenkitzel, das Adrenalin, mich selbst zu überraschen und zum wiederholten Male ungläubig dazustehen, wenn es am Schluss tatsächlich aufgeht.