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24 09 | '16

Wiederholungen

Wiederholungen. Wie langweilig! Etwas ein zweites, ein drittes, ein viertes Mal machen müssen. Ein hundertstes Mal. Fliessbandarbeit. Warum tut man sich das freiwillig an? Gut, in einer Fabrik gehört das zum Job dazu. Aber wieso tut man sich das in der Kunst an?

Gestern hatte ich die Idee für ein Kunstwerk, bei dem ich mindestens 200 Fäden einfädeln muss. Ich bin jetzt bei 10 Fäden.

Dann hab ich mich an die Buddhisten erinnert. Die streuen doch so Sand-Mandalas in höchster Präzision und für sie ist das eine meditative Übung. Danach fegen sie den Sand einfach zusammen und das wars, Feierabend für heute. Die Arbeit von sechs Stunden eben mal zunichte gemacht, aber egal. Warum tun die das? Es muss an den sechs Stunden liegen. Da ist bei mir der Groschen gefallen. Wenn ich so viel Zeit an dem Kunstwerk verbringe, dann kann ich nicht alle zwei Minuten auf die Uhr schauen und die Fäden zählen. Da dreht man ja durch. Wenn man aber statt dessen jede Bewegung spürt, den Atem wahrnimmt, den Faden auf Anhieb durch die Nadel kriegt, weil man so präzise arbeitet, voll konzentriert bei der Sache ist – das muss ein Erlebnis sein, das einen transformiert. Mit jedem Handgriff spürt man mehr Details, die Wahrnehmung geht auf. Und wenn dat ding dann fettisch isch, dann könnte man es genauso gut anzünden. Denn dann waren es die Stunden davor, die wichtig waren. Das Kunstwerk selbst ist dann nur ein netter Nebeneffekt. Und sowieso – sechs Stunden Fäden einfädeln ist immer noch besser als sechs Stunden minderwertig produzierte Serien gucken. Es gibt da eine Serie, die handelt nur von Serienmördern – ein paar Stunden davon und man legt sich das Küchenmesser unters Kopfkissen.

Wiederholungen. Vielleicht könnte man das ja mal ausprobieren. Vielleicht könnte man das ja mal ausprobieren. Vielleicht könnte man das ja mal ausprobieren. Vielleicht könnte man das ja mal ausprobieren...