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13 11 | '13

Durchhalten

"Notfalls überfallen wir eine Bank!", raune ich immer meiner Studienkollegin zu, wenn wir uns über die schrumpfenden Bankkonten beschweren. Es ist ja so - ich bin zu alt, zu lange in Ausbildung. Wer über zwölf Jahre in Ausbildung war, kriegt im Kanton St.Gallen auch für die Erstausbildung kein Stipendium mehr. Leider zählt das Gymnasium hierbei auch dazu (so à la: jedes Schuljahr, das du Depp freiwillig auf dich nimmst, zählt). Gut. Der Kanton Solothurn zahlt nicht, weil es sich ja um meine Erstausbildung handelt und dafür der Wohnkanton meiner Eltern verantwortlich ist. Damit beisst sich die Schlange in den Schwanz und ich gehe leer aus. Bleibt mir nur noch, meine Freizeit mit der Suche nach einem Stipendium einer Stiftung zu verbringen. Klingt ja ganz einfach. Nur: ich bin keine alleinerziehende Mutter, ich wohne nicht in einer abgelegenen Bergregion und kein anerkannter Flüchtling.

"Du sollst nicht neben dem Studium arbeiten", lautet ja ein heiliges Gebot an der Schule (das natürlich die meisten brechen). Wenn mich jemand darauf anspricht, muss ich immer sagen: irgendjemand muss meine Miete bezahlen. Ich verstehe jedoch auch, wieso sie das sagen. Genau das bekomme ich jetzt am eigenen Leib zu spüren. Man krampft sich sieben bis acht Stunden pro Tag durch, um dieses verd... Projekt endlich hinzukriegen - nur, damit man nach "Feierabend" noch eine Stunde arbeiten darf. Tut man das nicht, ist das Wochenende gestrichen. Ich kann auch verzichten, zu arbeiten - mit der Folge, dass meine Reserven ein wenig schneller schrumpfen. Glücklicherweise ist meine Arbeit nicht kreativ. Ich muss mir keine genialen Ideen aus den Fingern saugen, sondern einfach die Sachen runter programmieren.

Ich schreibe das hier nicht, um zu jammern. Vielleicht profitiert die nächste Generation von IllustratorInnen davon, ich weiss es nicht. Im Grunde weiss ich selbst noch nicht, ob es richtig oder falsch war, zu diesem Zeitpunkt mit dem Studium zu beginnen. Andererseits - wenn man einen von den fünfzehn heiss begehrten Studienplätzen ergattert, stellt man sich sicher nicht die Frage, ob man wirklich noch einmal ein Portfolio zusammenstellen, noch einmal den ganzen Prozess durchmachen will, um dann vielleicht beim nächsten Mal abgelehnt zu werden. Ich kann nur so viel sagen: es ist verdammt anstrengend und zwar auf mehreren Ebenen. In kreativer Hinsicht, mit Selbstzweifeln, Niederschlägen, in finanzieller Hinsicht mit Geldsorgen, energietechnisch und ernährungstechnisch zehrt es auch an den Nerven. Und dann wieder gibt es zwischendurch diese Momente, in denen man mit sich im Reinen ist, wenn alles fliesst und die Bilder sich fast von selber zeichnen. Diese Momente und vielleicht die kleine Hoffnung, dass man es irgendwann endlich hinkriegt, dass man irgendwann diese visuelle Sprache beherrschen lernt, die Blockaden lösen kann und dann endlich zeigen kann, was in einem steckt... das sind die Dinge, die einen dazu treiben, weiter zu machen.