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24 07 | '16

Der Sturz in die Tiefe (aktualisiert)

Mit einem guten Freund hab ich mal vereinbart, dass wir im kommenden Sommer einen Gleitschirm-Flug machen würden. Er hat sich dann davor gedrückt und alleine wollte ich nicht. Aber ich hatte eine tolle Zeit, in der ich mir immer wieder vorgestellt habe, wie ich da über diese Bergkante hinaus renne und zack! greifen die Gurte. Ein gesuchter Kontrollverlust, sich einfach da hinab zu stürzen und für den Bruchteil einer Sekunde das Gefühl zu haben, zu fallen. Und dann zu spüren: ich kann ja fliegen! Wenn es eine Metapher ist, die für den Kreativprozess steht, dann die. Mit dem kleinen Unterschied, dass wir beim Gleitschirm wissen, dass er ziemlich sicher halten wird. In der Gestaltung wissen wir nicht, ob wir überhaupt einen Schirm auf den Rücken geschnallt haben oder ob wir einfach ins Leere stürzen werden. Es braucht Vertrauen. Vertrauen in sich selbst, in den Prozess, dass das, worin wir Stunde über Stunde investieren, zu einem guten Ende kommt. Dass die Gurte irgendwann schon greifen werden, selbst wenn man es im Moment vielleicht noch nicht spürt.

Und schlussendlich wäre es schade, nie fliegen gelernt zu haben, aus Angst, abzustürzen. Oder nach einem Absturz nie wieder zu fliegen. Denn – was gibt es Schöneres als dieses Gefühl der Schwerelosigkeit, von ein bisschen Magie in der Luft und dabei von ein paar verrückt gewordenen Höhen-Schmetterlingen begleitet zu werden?

Es geht darum, den Sturz in die Tiefe zu geniessen – und sich nicht darum zu kümmern, was danach kommt.

Vielleicht mache ich diesen Gleitschirm-Flug irgendwann ja doch noch, wer weiss...? Und bis dahin höhenfliege ich mit der Gestaltung. Es gibt nichts Schöneres für mich.

 

Update:

Gerade musste ich meine eigenen "weisen" Worte schlucken, als mir meine eigene Arbeitsweise die letzten Tage aufgegangen ist. Da ist eine kleine Idee für einen Animationsfilm und ich bin spontan zur Umsetzung geschritten. Die Idee ist nicht schlecht, wieso also nicht. Und dann fange ich an, ständig an dem Projekt herumzuzerren – als würde ich aus ihm herauspressen wollen, was es denn nun werden will oder werden soll. Erst, als ich losgelassen und mich einfach in den Prozess hinein begeben habe, fing die Magie an, zu wirken. Vertrauen, dass das Richtige schon im richtigen Moment passieren wird, statt alles kontrollieren zu wollen und damit das Projekt langsam zu ersticken. Wirklich gute Lektion. Kann ich gerade selber lernen.