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17 04 | '16

Selbstzweifel

Es ist wieder morgens um zwei geworden. Deshalb sollte ich an dieser Stelle keinen Blogartikel schreiben. Dass ich es trotzdem tue, liegt ganz allein daran, dass ich mal wieder darauf warten muss, bis das gemütliche Photoshop auf meiner gemütlichen kleinen Kiste mal das Video fertig gerendert hat.

 

Aber wovon ich eigentlich reden wollte, sind Selbstzweifel. Gerade im ersten Jahr gilt: alle haben sie, keiner redet drüber. Und alle anderen sind viel besser als man selbst. Dabei sind die Zweifel eins der grössten Hindernisse, das es zu überwinden gilt. Die besten Zeichenkünste helfen nichts, wenn die Ideen fehlen, wenn einem alles, was man macht, lasch vorkommt. Als ich noch in der 3D-Werkstatt zugange war, habe ich unter anderem auch einen Master-Studierenden bei seiner Abschlussarbeit angetroffen. Ich meinte scherzhaft: "Im Master ist es dann vorbei mit den Selbstzweifeln, da weiss man, was man will, oder?" Er lächelte nur müde und fand: "Denkste."

Kreativ sein, heisst eben oft, nicht die Touristen-Pfade zu nehmen, sondern sich selbst mit der Machete den Weg durch den Dschungel zu bahnen. Ob der Weg nach links oder nach rechts führen soll, hat nichts mit genauer Wissenschaft zu tun, sondern oftmals mit Bauchgefühl, mit der eigenen Intention und manchmal sogar mit Glück. Und es kann sein, dass man in einer Sackgasse endet - oder mitten in einer Gruppe von Gorillas. Kein Wunder also, fühlt man sich gerade zu Beginn verunsichert und nervös. Für mich ist es so, als müsste ich mich zu Beginn eines Projekt in einen Abgrund stürzen, wo nicht klar ist, ob es da ein Auffangnetz gibt oder nicht. Die Gewissheit, dass es gelingt, gibt es nicht. Auf der anderen Seite ist das für mich genau der Kick an der Sache - das Nicht-Wissen, das Erforschen, das Risiko, die Neugierde. Und wenn dieser magische Moment passiert, in dem sich ein Rädchen ins nächste fügt, weiss ich, warum ich das alles überhaupt mache. Es gibt durchaus Projekte, bei denen dieser magische Moment nie kommt - das ist nicht angenehm, aber es passiert. Es gab Projekte, an denen habe ich mir den Hintern abgearbeitet - nur um danach ein sehr mittelmässiges Ergebnis zu erzielen. Dann gehts darum, herauszufinden, woran es lag, und es beim nächsten Mal besser zu machen. Meister fallen nicht vom Himmel, wachsen nicht auf Bäumen und werden auch nicht als solche geboren. Meister werden diejenigen, die zu bockig sind, um aufzugeben.