Back to top
30 04 | '16

Unterwegs in einer Seifenblase 10

Einige Leute "hören" sich Fernsehdokus an, während sie zeichnen. Oder ein Hörbuch. Bei Routine-Tätigkeiten kann das helfen, denke ich. Eine Kollegin hat mir ein Hörbuch ausgeliehen - gedacht war es, um nebenbei an der Bachelor-Arbeit zu arbeiten. Ich merke, es geht nicht. Und gestern gab es einen Moment, in dem ich gemerkt habe, wieso nicht. Musik versetzt mich in die Stimmung der Bachelor-Arbeit. Während ich ein schwarzes Feld ausmale, sinniere ich über die Arbeit nach. Mein Gehirn sucht nach Anregung. Plötzlich denke ich, dass ich doch dieses Muster hier doch noch dort weiterziehen könnte - und vielleicht sogar in kleinerer Form. Und dann plötzlich die Erkenntnis, was ich dadurch inhaltlich noch verbessern könnte und dass das perfekt passt! Solche Gedanken tauchen aber nicht auf, wenn das Gehirn nebenbei mit dem Liebesleben der Hirschkäfer beschäftigt ist. Und die Gestaltung ist für mich ein Stück weit auch eine Erfahrung, die ich voll und ganz spüren möchte. Das ist ungefähr so, als ob man bei der eigenen Geburtstagsparty plötzlich sagt: hey, Leute, danke für die Party, aber ist es okay, wenn ich nebenbei ein Hörbuch höre? Das hat aber mit Sicherheit auch mit meiner Unfähigkeit zum Multitasking zu tun. Multitasking endet bei mir meistens in einer Katastrophe.

Was Anderes. Inzwischen gehe ich im Krebsgang durch die Wohnung, weil jetzt die Kulissenteile es bis in die Küche geschafft haben. Eigentlich wollte ich gestern mit beiden Kulissen fertig sein und mit den ersten Szenen anfangen. Statt dessen hat sich Kulisse 1 zu einem Monstrum weiterentwickelt, das nochmals ein paar Stunden mehr in Anspruch genommen hat als geplant. Heute morgen bin ich aufgestanden und hab dann die Hände über dem Kopf zusammen geschlagen. Das Klischee lässt grüssen. Ästhetisch noch nicht wirklich der Brüller. Vermutlich werde ich es so machen, dass ich einen Grossteil der Arbeit noch heute mache, aber die nächsten zwei Wochen immer wieder mal rein greife und was verbessere. Das hier ist etwas, das reifen und gären muss und das braucht Zeit, ein paar Nächte, die man drüber geschlafen hat.

Zur Arbeitstechnik: Ich hab das Stativ mit der Kamera vor der Kulisse stehen und steh immer wieder mal auf und schau, wie die Kamera das Bild sieht - denn das ist letztendlich das Entscheidende, dass es im Film gut wirkt. 

Ich stehe morgens auf, erstaunlicherweise sogar schon um halb acht, und freue mich auf die Arbeit. Ich hatte schon lange nicht mehr so viel Spass. Auch wenn es mir zwischendurch zuviel wird, auch wenn es mir schwer fällt, abzuschalten, weil selbst beim Fernsehen mich dieses Projekt verfolgt (au, diese Schnitt-Technik könntest du bei deinem Film auch einsetzen!). Wie ein lästiges kleineres Geschwisterchen, dem man sagen will: "Hau ab, geh spielen! Lass mich jetzt mal in Ruhe."