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06 05 | '16

Unterwegs in einer Seifenblase 15

Es gibt so schöne Abläufe, wie man einen Film macht. Da gibts ein Script, das wird dann als Storyboard umgesetzt, daraus macht man dann ein Animatic und dann wird das Ding gefilmt und beim Filmen ist alles schon ziemlich genau definiert und dann wird noch alles vertont. So macht "man"s. Ich mache alles gleichzeitig. Das heisst: ich baue einfach mal eine Kulisse (schon mit dem Thema im Hinterkopf) und sehe dann, was ich da genau vor mir habe und entwickle das Konzept dazu weiter. Dann spiele ich mit dem Ton herum und der bringt wieder Ideen, was die Bewegungsabläufe angeht. Das wiederum beeinflusst die Geschichte und so weiter. Das hat den Vorteil (so erhoffe ich es mir), dass Ton, Bild, Bewegungen, Inhalt stärker miteinander interagieren, dass Ideen aufkommen, die beim reinen Konzipieren nie aufgetaucht wären. Der Ton kann beispielsweise dann nicht nur auf das Bild reagieren, sondern auch selbst agieren und auf das Bild Einfluss nehmen.

Gerade hatte ich noch ein Gespräch mit einem Kollegen, der meinte: du entwickelst so lange an einem Projekt und dann kommst du an den Punkt, an dem du wirklich am Endprodukt arbeiten musst, weil dir die Zeit ausgeht. Mir geht das selbst auch so, aber ich möchte den Film möglichst bis zum Schluss im experimentellen Stadium behalten - selbst beim Schnitt darf sich die Geschichte noch einmal komplett ändern, wenn das Sinn ergibt, oder es dürfen mit Greenscreen noch neue Elemente hinzugefügt werden. Das ist es, was das Projekt für mich spannend um am Leben erhält. Ich entdecke gerne neue weisse Flecken auf der Landkarte und das bis zum Schluss. Und es graut mir schon vor dem Moment, an dem ich sagen muss: die Idee kann ich leider nicht mehr mit einbeziehen, weil die Zeit nicht mehr reicht.

Natürlich muss ich ehrlich sein: diese Arbeitsweise schürt immer wieder alptraumhafte Vorstellungen von einem Film, der völlig in die Hose geht. Auch dabei hilft es sehr, wenn ich z.B. bei Kulisse 1 grad nicht weiter komme, dass ich mich dem Ton zuwenden kann - statt stecken zu bleiben, kann ich einfach den Arbeitsmodus wechseln. Meistens löst sich dadurch dann das Problem mit Kulisse 1 von selbst - oder sonst kann ich einen Tag später mit frischem Kopf nochmals an Kulisse 1 ran und entdecke, was das Problem ist. Dafür ist das Medium Film natürlich phantastisch, gerade, weil es so viele verschiedene Komponenten besitzt.

Das einzige Gesetz, das ich für mich aufgestellt habe: alles, was ich an Ästhetik mache, muss der Kamera gefallen, nicht mir. Klingt eigentlich logisch, schliesslich ist das Endprodukt ein Film. Aber ich tendiere manchmal dazu, das zu vergessen. Da nützen alle tolle Ideen nichts, wenn sie sich nicht filmen lassen. Weil ich nicht immer extra die Filmkamera der Schule anwerfen will, habe ich meine kleine Fotokamera, auch wenn das Format natürlich dann nicht ganz stimmt. Jede Änderung wird entweder fotografiert, gefilmt oder zumindest einmal auf dem kleinen Display angeschaut - dadurch komme ich auch gleich in Kontakt mit möglichen Bildausschnitten oder Perspektiven.