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18 06 | '14

Wie man mit Feedback umgeht

Zu diesem Thema hatte ich bereits einen Artikel geschrieben. Inzwischen habe ich jedoch durch Diskussionen mit den anderen Mitstudierenden wieder Neues dazu gelernt. Eine gute Lehrerin, ein guter Lehrer unterstützt einem bei dem, was man selbst machen möchte. Er oder sie fördert die individuelle Ausdrucksweise, so dass ich am Schluss bei meinen Arbeiten wirklich sagen kann "das bin ich". Es gibt ein paar davon und die haben mich auch gerettet - ich weiss nicht, wohin ich sonst abdriften würde.

Dann gibt es aber andere Lehrer, die einen Standard hochhalten, der (angeblich) für die Illustration so gilt. Das wird nicht deutlich so gesagt, man bekommt es eher implizit mit, indem beispielsweise einzelne Studierende auf einen Sockel gestellt werden und man sie den anderen als Paradebeispiel vor die Nase hält. Dass dadurch vermehrt Konkurrenz entsteht und nachher alle demselben Esel hinterher jagen, statt eine eigene, persönliche Ausdrucksweise zu entwickeln, ist ein kleiner Nebeneffekt davon. Und aus meiner Sicht kein guter. Einmal abgesehen davon, dass nie irgendwelche Innovationen entstehen würden, wenn man sich immer nur nach dem richten würde, was bereits auf dem Markt verkauft wird.

Ich hatte eine Weile das Gefühl, ich müsste diese humorvollen, visuell sehr reduzierten kleinen Szenen zeichnen, die an Illustratoren wie Sempé erinnern. Bis ich irgendwann sagen musste: Ich habe keinen Bock auf "lustig". Ich will keine netten kleinen Alltagsszenen machen, die einen kurz zum Schmunzeln reizen und die man dann wieder vergisst. Nicht, dass diese nicht ihre Daseinsberechtigung hätten und dass die entsprechenden Künstler dabei grosse Virtuosität an den Tag legen. Zwischendurch macht es auch mir Spass. Aber mir sind Themen wichtig, die manchmal auch überhaupt nicht lustig sind - die Folgen der Industrialisierung, psychologische Themen, Politik.

Bei meinem letzten Projekt wurde mir sehr stark von dem Weg abgeraten, den ich gehen wollte. Also hatte ich die Wahl: entweder unmotiviert ein paar "hübsche" aber für mich völlig belanglose Bildchen zeichnen - oder etwas Pfeffer in das Thema mischen, provozieren und dafür riskieren, eine schlechte Note zu bekommen. Schlussendlich hat mein Pfeffer dafür gesorgt, dass ein creative director, der zu Besuch war, die Bilder ganz gut fand - und die Dozierenden letzten Endes auch.

Ich musste es auseinander nehmen. Einerseits fanden die Dozierenden meine Idee offensichtlich nicht gut, nicht tauglich - zumindest am Anfang. Das Feedback beinhaltete jedoch immer noch wichtige Aspekte, die mir halfen, die richtige Balance zu finden zwischen "offensichtlich" und "unverständlich", zwischen bissiger Kritik und einer subtileren Aussage. Und ich erkannte, dass es bei unserem Projekt eher um subtilere Aussagen gehen sollte - dass das aber je nach Auftraggeber aber auch genau das Falsche sein kann. Ich habe also gleichzeitig an meiner Grundidee festgehalten, aber trotzdem versucht, das Feedback ernst zu nehmen und mir die Sachen rauszupicken, die mir etwas nützen.

Man muss den Mut haben, eine eigene Meinung zu haben und die Dozierenden nicht als Halbgötter zu betrachten. Nicht alle von ihnen haben gute pädagogische Fähigkeiten. Nicht jede Illustratorin ist auch eine gute Lehrerin. Das habe ich jetzt gelernt.