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15 03 | '16

Bachelorige Blockaden

Ein einziges Mal in meinem Leben habe ich eine Geschichte tatsächlich im Voraus geplant. In jeder Szene habe ich überlegt, was vorkommen soll, den genauen Ablauf vorgefertigt - und die Geschichte nie geschrieben. Für mich war der Spass damit vorbei, die Geschichte hatte ich im Kopf schon durchlebt. Alles, was jetzt noch kommen konnte, war eine vorgefertigte Route, ein "Herunterschreben" dessen, was eh schon klar war. Ich schreibe Geschichten lieber so, wie das normale Leben funktioniert: nie wissen, was um die nächste Ecke lauert, von einem Ort zum nächsten stolpern, überrascht werden. Das macht es authentisch und real.

Beim Gestalten läuft der Prozess auch gerne mal verkehrt herum. Es ist unglaublich spannend, "im Material" zu skizzieren und sich gleich hineinzustürzen und erst dann an die weitere Konzeption zu gehen. Oftmals kommen dabei überraschende Ergebnisse, die man sich durch reines Konzipieren nie so überlegen würde.

Nun stellt mich eine Bachelorarbeit natürlich vor ein Problem. Schliesslich muss man da erstmal ein Konzept präsentieren und legt erst dann los. Ich habe an der Zwischenpräsentation ein wunderbares Konzept präsentiert - alles war wunderschön durchdacht, die Argumente bereitgelegt, Fragen blieben kaum mehr offen. Und dann als es um die Umsetzung ging, flossen die Ideen ungefähr so geschmeidig wie zähflüssige Harzgiessmasse und erstarrten nach einer gewissen Zeit komplett.

Das ist die Phase, in der eine leichte Panik aufkommt. Diese führt dazu, dass die Ideen gar nicht mehr fliessen. Neues Konzept ausgedacht, verworfen, das nächste, wieder verworfen, irgendwann kommt gar nichts mehr in den Sinn, der innere Zensor hat jetzt die Herrschaft erlangt und führt eine eiserne Diktatur, unter der schon allein auf die Intention, kreativ sein zu wollen, die Todesstrafe steht.

Irgendwann hilft nur noch die Flucht nach vorne. Kleine Dinge. Sich drei Stunden in die Werkstatt setzen und einfach eine Figur aus Ton herstellen - einfach mal ins "Machen" kommen. Bei mir sitzt der Startknopf fürs Gehirn in den Händen - wenn die was zu tun kriegen, springt der Motor im Oberstübchen auch langsam wieder an.