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26 09 | '16

Die Muse

Viele Künstler haben sich ja eine Muse gehalten. Oftmals eine Frau, die sie zu Leistungen inspiriert hat. Die musste dann ruhig auf einem dieser alt-ehrwürdigen Stühle sitzen und wurde hin und wieder mit Rotwein getränkten Brotwürfeln gefüttert. Nein, natürlich nicht, sie wurde mit Ölfarbe gefüttert (wenn sie dann mal Durchfall hatte: zack! Ein Pollock-Gemälde!). Nein, im Ernst. Ich habe mir selbst überlegt, ob ich mir eine Muse zulegen sollte. Die Frage ist, wo man die her kriegt. In der Zoohandlung? Im Schaufenster die süssen Kaninchen, hinten die Aquarien mit den Fischen und ganz hinten in der Besenkammer (die vertragen kein Licht) ein paar Musen in einem güldenen Käfig. Ich hab mir auch überlegt, ob ich mir einfach einen Kaktus zulegen soll. Der wäre dann meine Muse.

Vielleicht findet man die Muse ja auch im Mus-Eum. Ich hab sie da öfters getroffen. Da hat sie mich abgeknutscht, das ist eingeschlagen wie ein Blitz. Ich bin dann raus und nach Hause getorkelt und hab wieder angefangen, Kunst zu machen. Funktioniert. Aber irgendwann gehen einem die Muse-En aus und dann?

Braucht man überhaupt eine Muse? Und wenn ja, wie viele? Vom Studium her sind wir uns gewohnt, dass da konstant der Trainer am Rand des Spielfelds steht und reinbrüllt "Stürmer nach vorne! Hopp! Hey, was macht die Verteidung da?!" Ich hab gemerkt, dass ich ein sehr guter Futterverwerter bin. Mir reicht ein reichhaltiges Mahl für sehr lange Zeit. Zum Beispiel das Treffen mit meiner ehemaligen Mentorin – bis jetzt habe ich noch nicht alles durchgearbeitet, was sie mir empfohlen hat. Weil es ein unglaublich reichhaltiges Mahl war und wenn ich alles auf einmal essen würde, gar nicht alles verdauen könnte.

Vielleicht brauchen wir die Musen also viel seltener als wir denken. Vielleicht gehts auch mit der Prepaid-Variante statt dem Jahresabo. Und man könnte sich auch hin und wieder zwitterartig selbst befruchten – das funktioniert in den meisten Fällen sehr gut! Manchmal brauchts dazu den einen oder andern Musen-Porno (ein Philosophie-Buch zum Beispiel), aber dann klappt das auf jeden Fall!

Vielleicht kauf ich mir wirklich einen Kaktus...

Und damit es nicht langweilig wird, habe ich ein Musikstück angehängt, dass ich auf der Strasse zufällig aufgenommen habe (das Orchester stand bereit, ich brauchte es nur noch einzufangen). Es nennt sich: Wiederholung I.