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10 06 | '17

Iglus und Hochhäuser.

Es gibt zwei Arten, zu provozieren und sich von der Masse abzuheben. Die eine (und da kann ich meine Studienzeit getrost dazu zählen) ist, jedem und allem bei jeder möglichen Gelegenheit den Stinkefinger entgegenzuhalten. Es bedeutet, Häuser niederzureissen, Monumente einstürzen zu lassen und Picassos in Schutt und Asche zu legen und sich möglicherweise auch kurzzeitig selbst als Picasso-Statue auf den nun leeren Sockel zu stellen. Und dann gibt es die zweite Variante, die Häuser und Monumente dieser Welt einfach stehen zu lassen, wo sie sind, sich durch den Dschungel zu kämpfen bis zu einer schönen Stelle am Fluss und dort eine ganz neue Art von Haus zu bauen, vielleicht eines mit einem unterirdischen Höhlensystem (während man bei den bisherigen Häusern vergeblich das Kellergeschoss gesucht hatte – es gab keines). Und irgendwann, wenn man mutig genug ist, in die Stadt zurückzukehren und mitten unter all den andern Häusern frech die Iglu-Höhlensystem-Konstruktion zu bauen. Vielleicht fällt das zunächst bei all den Hochhäusern gar nicht auf. Aber irgendwann wird jemand nach unten sehen und laut rufen: "Was ist denn das da?" Und dann werden Höhlensysteme plötzlich der Burner. Vielleicht. Vielleicht wird es auch zweihundert Jahre dauern, bis die Lust auf Hochhäuser vergangen ist. Pech für die Künstler_Innen. Entweder kann man dann vor sich hin säuern, die Hochhäuser versuchen einzureissen... oder selbstbewusst den Iglu in einen mehrstöckigen Hochhaus-Iglu verwandeln. Mit dem Risiko, ignoriert, verkannt, abschätzend bemerkt, niedergerissen und verbrannt zu werden. Dafür mit dem Gefühl, das Richtige getan zu haben. Statt sich anzupassen in der Hoffnung auf Anerkennung, den eigenen Weg zu gehen. Und wenn das Iglu-Hochhaus als Mist verschrien wird – noch eines bauen und noch eines, beständig verfeinert, raffinierter – oder wie ein Freund es ausdrücken würde: dem Werk einen sanften Glanz, einen Diamantschliff verpassen.