Pausen machen / Selbstzweifel
Im Moment läuft so viel in meinem Leben, dass ich gar nicht mehr zum Bloggen komme. Das Studium ist gerade sehr fordernd und anstrengend. Das ist prinzipiell nichts Schlechtes. So viel wie in den letzten anderthalb Wochen habe ich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gezeichnet.
Wir hatten jeweils einen Nachmittag Aktzeichnen und dann wieder einen Nachmittag freies Zeichnen in der freien Wildbahn. Abends kommt man nach Hause und will nur eines: noch mehr zeichnen. Aber dann holt einen die Müdigkeit ein. Man hat (wie ich heute) das Mittagessen vor lauter Begeisterung ausfallen lassen, hat pausenlos gezeichnet - abgesehen von einer Handy-Lade-Pause - und dann noch eine Besprechung wegen dem Referat gehabt. Kommt man nach Hause, ist man immer noch total aufgekratzt und will weiter zeichnen. Bis man dann die erste richtige Mahlzeit gegessen hat. Mit der letzten Gabel voll fängt der Körper an, schwer zu werden. So richtig schwer. Man würgt sich gerade noch kurz die Zahnbürste in den Mund, zwingt sich zur Zahnseide, biegt noch knapp um die Ecke, geht die fünf Meter zum Bett - Schlaf.
Ich gelobe hiermit feierlich, wieder mehr Pausen zu machen. Unsere Dozentin vom Typo-Kurs hat uns ja schon geraten, unsere Kräfte einzuteilen. Im Moment fühle ich mich wie ein topmotivierter Schlittenhund - der zieht den Schlitten, bis er vor Erschöpfung tot umfällt, wenn ihn niemand stoppt.
Hier noch einen Artikel, den ich kürzlich geschrieben habe:
Ich sitze gerade im Zug. Es ist überheizt hier drin.
"Eigentlich komme ich ja vom Schreiben", hatte ich zur Dozentin gesagt.
"Ich sehe hier aber kaum Geschriebenes", antwortete sie.
Von da an habe ich wieder angefangen, zu schreiben. An einem Nachmittag beim Aktzeichnen ging dann gar nichts mehr. Jeder Entwurf misslang und ehe ich es mich versah, befand ich mich in einer Endlosschleife. Zeichnen - negative Bewertung - schlechter Zeichnen - noch schlechtere Bewertung. Und dann war ich an dem Punkt, dass gar nichts mehr ging. Jeder Strich würde von nun an misslingen, das wusste ich. Eine zeichnerische "Schreibblockade".
So etwas wie eine Schreibblockade kenne ich praktisch gar nicht mehr. Ich habe alles übers Schreiben gelesen, ich kenne vermutlich so ziemlich jede Technik, mich von der Blockade zu befreien. Normalerweise reicht es, zwei Seiten lang wirklich alles aufzuschreiben, was mir in den Sinn kommt. Nur - wie überwindet man eine Zeichenblockade?
Schliesslich klappte ich mein Skizzenbuch auf und fing an zu schreiben. Darüber, was für ein kleines, unfähiges Etwas ich bin, dass ich mich unter Zeitdruck fühle, dass ich mich selbst ständig beim Zeichnen kritisiere. Meine innere kleine Kritikerin war zufrieden - sie hatte ihre Aufmerksamkeit bekommen. Danach hielt sie den Rest der Zeit schön still und liess mich meine Arbeit machen. Zwischendurch mupfte sie noch auf, aber ich sagte dann in ruhigem Ton zu ihr: "Hör zu - dieser Strich stimmt so nicht, das ist mir auch klar. Aber ich mache jetzt einen zweiten Strich daneben und der stimmt dann. Halt jetzt mal die Klappe."