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16 04 | '15

Phase 3: Weiterentwicklung und Rumprobieren

Die Dozentin hat mir einen super Input gegeben: nämlich Roberts Wahnsinn subtil passieren zu lassen. Nicht das ganz grosse Kino, sondern kleine Ereignisse, die im anfänglichen Stadium sogar noch plausibel klingen, bevor sie die Grenze zur eindeutigen Wahnvorstellung überschreiten.

Ich habe Roberts Lebenslauf geschrieben. Er ist beispielsweise der Sohn eines Bauarbeiters, der mit dem zierlichen Jungen immer sehr grob umging. Inzwischen ist er verheiratet und hat zwei Töchter. Am Wochenende sitzt er oft im Keller und baut an seiner Modelleisenbahn weiter. Er ist Vertreter für eine Versicherung.

Dann verfasste ich mal ein paar Zeilen. 

"Heute ist der Todestag meines Vaters. Ich muss immer daran denken, was für eine Angst er hatte. Dass er von seinem Essen vergiftet wird. Dass seine Nachbarn ihm Böses wollen. Dass sie einer geheimen Sekte angehören, die alle anderen Menschen töten wollen. Solche Dinge hat er mir erzählt, als ich ein Kind war. Was bin ich froh, dass ich trotz seinem Wahnsinn normal geblieben bin!"

Dann konnte ich zufällig die ein paar Exemplare der Zeitschrift "Gehirn und Geist" gratis von der Bibliothek mitnehmen. Darin gab es einen Gehirnscan. Das schien mir irgendwie zu passen, ein Wahn findet ja auch im Gehirn statt. Daraufhin kam ich zum Thema "Hypochondrie", weil in dem Gehirnscan vielleicht etwas Auffälliges entdeckt wird.

Da kam mir der Gedanke: Wenn er Versicherungsvertreter ist, ist er vielleicht Vertreter für eine Krankenkasse! Dann sind Gesundheitsrisiken sein tägliches Gesprächsthema!

Robert entwickelte heute so langsam ein Eigenleben. Wie ein Kleinkind, das jetzt langsam das Sprechen und das Gehen lernt. Er schreibt in sein Tagebuch und ich lese dann, was er da so rein geschrieben hat. Etwas indiskret von mir, ich weiss, aber es muss sein. So weiss ich jetzt zum Beispiel, dass die Masern-Erkrankung seiner Jüngsten der Auslöser für seine hypochondrischen Gedanken war. Er selber war nämlich nicht geimpft und hat sich daraufhin grosse Sorgen gemacht, selbst zu erkranken.

So gibt es eine Wechselwirkung zwischen Text/Inhalt und dem Bild. Mit meinen neuen Texten kann ich jetzt wieder zum Bild wechseln. Masern haben mit roten Flecken zu tun - damit kann ich arbeiten.

Und hoffentlich tut der Wechsel zwischen lösungsmittelhalter Luft (Gaga-Zustand) und frischer Luft (Wach-Zustand) sein Übriges, um das Projekt voranzutreiben. Nur meine Hände machen mir Sorgen. Nach dem vierten Waschgang mit Lösungsmittel spannte die Haut unangenehm und ich bekam viele kleine Fältchen, als sei die Haut um ein paar Jahrzehnte gealtert. Letztes Jahr hatte ich irgendwann schmerzhafte Risse an den Handknöcheln. Spontan nehme ich mir den Vorsatz, die Handcreme reichlich und häufig einzusetzen.