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17 02 | '17

Tun.

Heute zwinge ich mich, vier Stunden an einer Animation zu zeichnen. Der Anfang ist schwer. Bereits nach sechs Bildern überfallen mich die Zweifel. Sie hocken auf meinen Schultern, kitzeln mein Gesicht, hüpfen durch meine Haare und hinterlassen überall winzige blutige Bisswunden wie von Läusen. "Was willst du überhaupt damit? Vielleicht willst du gar keine Animationen machen. Und das hier funktioniert sowieso nicht!" Ich schaue hoch und da steht er, der Ursprung der Zweifel-Läuse. Sein Gesicht ist unter einer dunklen Kapuze verborgen, aber ich kann sein diebisches Lächeln erahnen, dass er mich dazu gekriegt hat, ihm zuzuhören.

Ich digitalisiere die Bilder, schaue mir die Animation an. Es ist nicht viel, aber es hat etwas. Eine Lebendigkeit, es atmet, wenn auch nur schwach. Aber ich beschlisse, das kleine Wesen endgültig zum Leben zu erwecken. Und zeichne weiter. Nach jeder Pause fällt es mir eine Spur leichter, wieder ins Zeichnen einzusteigen. Ich schaue hoch. Er ist nicht mehr da. Wohin ist er verschwunden? Dann sehe ich ihn in der Ecke hocken. Als er meinen Blick bemerkt, will er aufstehen. Da wende ich mich ab, tauche die Feder in die Tusche und eine schwarzdurchtränkte Linie krabbelt über das Papier.

Halbzeit. Der Bekapuzte steht ganz dicht hinter mir, ich spüre seinen Atem in meinem Nacken. Die Zweifel schweifen durch die Gehörgänge, knabbern hier und dort ein Stück Fleisch weg. Manche schlagen Wurzeln und gedeihen in der Nähe des Trommelfells bis es überwachsen ist mit einem feinen Grün.
Ich drehe mich zu ihm um. Das Licht scheint unter die Kapuze, ein neckisches Lächeln spielt um seine Lippen. Zunächst bin ich irritiert. Dann muss ich lachen. Ich verstehe.

Drei Stunden. Die Zweifel sind inzwischen in die Herzkammer vorgedrungen und streuen von da ins ganze System. Ich zucke zusammen. Er steht direkt vor mir. Schwarze Punkte schwirren in und aus der Dunkelheit seiner Kapuze, flirren in meine Richtung, bis ich kaum noch sehen kann. Mit jedem Atemzug dringt mehr Schwärze in die Lungen. Ausatmen.... der Atem fliesst über das Papier, die Schwärze schmiegt sich an die tuschegetränkten Papierfasern.

Vier Stunden. Der letzte Strich kriecht über das Papier und legt sich schliesslich zusammengerollt nieder. Ich schaue auf. Von ihm ist nichts mehr zu sehen. Wohin ist er verschwunden?
Ich muss an sein Lächeln denken.
Er wird wieder da sein – beim nächstem Mal.